Die norwegische Waldkatze, eine Sagengestalt der Feliden.


Die Entstehung dieser Naturrasse liegt im Dunklen der Zeit verborgen, aber man geht davon aus, dass sie bereits im 5. Jahrhundert nach Christi als Schiffskatze mit Nomadenstämmen aus Mittel- und Osteuropa ihren Weg in die nordischen Länder fand. Durch die strenge und unnachgiebige Auslese der Natur hat sie sich perfekt an die klirrende Kälte und die durchdringende Nässe angepasst. Ihr Waldkatzenpelz mit den typischen Knickerbockern, bestehend aus leichter, dichter Unterwolle, hält sie verläßlich warm. Während das glatte, leicht fettige, schwere Deckhaar wasserabstossend wie eine Ölhaut wirkt und keine Nässe an die Haut lässt. Die sogenannten Schneeschuhe, lange, kräftige Haarbüschel zwischen den Zehen, ermöglichen ihr das Überqueren von tiefen Schnee ohne einzusinken. Außerdem bieten sie den Fußballen Schutz auf kargem scharfkantigen Felsen.

Über viele Jahrhunderte war dieses prächtige Tier die normale Hauskatze und Mäusejägerin der skandinavischen Länder. Erst in den dreißiger Jahren bemerkten aufmerksame Katzenfreunde, dass die Nationalkatze Norwegens immer mehr aus ihrem natürlichen Lebensraum verschwand. Als Ursache wurde schnell die Vermischung der einheimischen Halblanghaarkatze mit den eingereisten Kurzhaarkatzen erkannt, denn das Genom für Kurzhaarigkeit ist dominant.

Man begann nun gezielt mit zahmen Bauernhofmiezen ein Zuchtprogramm auf die Beine zu stellen und noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten Exemplare dieser Bemühungen auf einer Ausstellung in Oslo präsentiert. Doch durch die Auswirkungen des Krieges gerieten die Anstrengungen ins Stocken, erst Anfang der 70er Jahre wurde die norwegische Waldkatze planmäßig weitergezüchtet. 1972 wurde sie mit einer Rassebeschreibung von den norwegischen Vereinen als „Norsk Skogkatt“ registriert. 1975 wurde der "Norsk Skogkattring" gegründet, eine eigene Interessengemeinschaft unter dem Patronat des NRR (Norske Rasekattklubbers Riksforbund). 1977 gab es in Norwegen dank des Aufrufes von Edel Runas annähernd 150 registrierte Waldkatzen. Im November des gleichen Jahres reiste Carl-Frederick Nordane mit dem Ziel die internationale Anerkennung der norwegischen Waldkatze zur erreichen zu der Generalversammlung des Dachverbandes FIFé (Fédération Internationale Féline) nach Paris. Das Ziel wurde erreicht und Pan's Truls war der erste seiner Rasse mit vollem Zertifikatstatus, unter der Standardnummer NF.

Da diese Naturrasse nur untergeordnet nach Farben gerichtet wird, ist sie meist noch in ihrem ursprünglichen Aussehen zu finden. Es ist eine große Semilanghaarkatze mit langem, kräftig gebautem Körper und starkem Knochenbau. Sie hat eine dreieckige Kopfform, wobei alle Seiten gleich lang sind, mit guter Höhe im langen, geradem Profil und leicht gerundeter Stirn, das Kinn ist kräftig. Die großen Ohren mit guter Breite an der Basis sind hochgesetzt, spitz zulaufend mit luchsartige Haarpinsel, sowie Haarbüscheln, wobei die Aussenkante der Ohren in einer Linie über die Backen zum Kinn verläuft. Die gut geöffneten, leicht schräg gestellten, großen und ovalen Augen haben einen wachsamen Ausdruck.

Vollentwickelte Kater können größere und breitere Köpfe als Kätzinnen haben. Die Norwegischen Waldkatze steht auf hohen, kräftigen Beinen, wobei die Hinterbeine höher als die Vorderbeine sind. Die Pfoten sind groß und rund. Der Schwanz ist lang und buschig, sollte mindestens bis zu den Schulterblättern reichen, vorzugsweise jedoch bis zum Nacken. Das Fell ist halblang, das wollige Unterfell wird auf dem Rücken und den Flanken von wasserabstossendem Deckhaar überdeckt, das aus langen, groben und glänzendem Grannenhaar besteht. Ein voll im Fell stehendes Tier besitzt eine Hemdbrust, eine volle Halskrause und Knickerbocker. Die Länge und Dichte der Unterwolle variiert mit den Jahreszeiten. Bei Kitten kann die Entwicklung der Grannenhaare bis zum Alter von sechs Monaten dauern. Alle Fellfarben sind erlaubt, inklusive aller Farben mit Weiß, mit Ausnahme von Point-Abzeichen, Chocolate und Lilac, Cinnamon und Fawn.

Die Norwegische Waldkatze ist eine kleine wundervolle Version des Luchses mit liebevollem Charakter und lebt auch heute noch frei in den endlosen dunklen Wälder, rauhen Eisfelder und wüsten Gebirgen Skandinaviens. Sie sollte in ihrem Ursprung erhalten werden und nicht menschlichen Eitelkeiten zum Opfer fallen.

© copyright Eva Ewald

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